Texte
von Christian Schuster
Joseph Haydn
* 31. März 1732
† 31. Mai 1809
Trio C-Dur Hob.XV:27 (op.75 Nr.1)
Widmung: | Theresa Bartolozzi, geb. Jansen | |
Uraufführung: | nicht dokumentiert | |
Erstausgabe: | Longman & Broderip, London, April 1797 |
Das spielerisch-virtuose Element ist - ganz dem Charakter der Tonart entsprechend - im ersten der drei Theresa Bartolozzi gewidmeten und als op.75 veröffentlichten Trios besonders stark ausgeprägt. Charles Rosen, dessen Buch "The classical style" in der Zwischenzeit ja selbst ein Klassiker geworden ist, hat in seiner prägnanten und anschaulichen Art eine Kurzbeschreibung dieses köstlichen Werkes gegeben, die wir hier gerne zitieren:
"Der zugleich glänzende und gemächliche erste Satz (Allegro) besitzt eine für Haydn ungewöhnliche Fülle von Motiven, dazu einen solchen Reichtum an rhythmischen Kontrasten, der ein Werk der siebziger Jahre hätte bersten lassen. Die schnelleren Rhythmen werden nach und nach mit der Ungezwungenheit scheinbarer Improvisation eingeführt (wirkliche Improvisation ist viel holpriger), und abgesehen von einer dramatischen Pause in der kontrapunktischen Durchführung bleibt der Satz immer in flüssiger Bewegung. Die langsamen Sätze aller Trios dieser Serie stecken voll Überraschungen: In diesem Andante (A-Dur) beginnt der Mollteil nach einem lyrischen Eröffnungsabschnitt, der Naivität mit Raffinement verbindet, mit einem in der Mitte des Taktes plazierten schockierenden Forte und fährt mit einer dramatischen Kraft fort, die fast das Brutale streift. Das Finale (Presto), ein symphonisches Rondo, ist vielleicht Haydns humorvollster Satz überhaupt. Alles an diesem Satz ist unerwartet: Das Anfangsthema ist ein bezaubernder Spaß, bei dem die Harmonien wechseln, um Akzente auf unbetonten Taktteilen zu erzeugen, mit einer eckigen Melodie, die zuweilen im falschen Register erscheint, und einem Scherzando-Rhythmus, der die Melodie gerade dann beginnen läßt, wenn man am wenigsten darauf vorbereitet ist."